Auf der Suche nach der optimalen Lichtstärke für Topfpflanzen
Diffuses Licht wirkt sich auf fast alle in Untersuchungen getesteten Topfpflanzen positiv aus. Oft kann der Gartenbauer eine höhere Lichtstärke zulassen, um das Pflanzenwachstum zu beschleunigen.
Filip van Noort von der Abteilung Unterglasgartenbau des Forschungsinstituts der Landwirtschaftsuniversität Wageningen (Wageningen UR Glastuinbouw) war Leiter des bekannten Projekts „Grip op Licht“ (Licht im Griff) und führte danach seine Arbeit anschließend mit verwandten Untersuchungen im Tageslichtgewächshaus in Bleiswijk weiter. Sein Ziel bestand darin festzustellen, wie viel Licht eine Pflanze in Ernteerträge umsetzen kann. Die Anbauer von Topfpflanzen sind in der Regel zurückhaltend mit Licht, da sie Lichtschäden wie (Blüten-)Verfärbungen oder vertrocknete Blattränder befürchten. Das Projekt „Grip op Licht“ jedoch veränderte die Situation grundlegend. „Die Gartenbauer aus der Begleitungsgruppe änderten ihre Anbaumethoden, und ihre Kollegen folgten ihnen nach. Sie sind von den Vorteilen des diffusen Lichts und einer schnelleren Pflanzenkultur überzeugt und wagen es daher, mehr Licht zuzulassen. Die Fragen betreffen inzwischen nicht mehr das Prinzip an sich als vielmehr die am besten geeignete Vorgehensweise“, berichtet van Noort.
Schattieren
Lichtschäden können entstehen, wenn zu viel Licht, hohe Temperaturen und eine niedrige Luftfeuchtigkeit zusammentreffen. Um das zu verhindern, wird in der Praxis in großem Umfang schattiert „Oft schon auf Niveaus, auf denen die Fotosynthese noch längst nicht auf vollen Touren läuft. Dadurch lassen sich die Anbauer also Erträge entgehen“, so der Wissenschaftler. Zusammen mit seinen Kollegen ist es ihm gelungen, die übliche Tagesgesamtmenge des Lichts bei verschiedenen Pflanzen von 3 bis 5 mol/m² auf 7,5 bis 10 mol/m² zu erhöhen. Ohne Schäden und mit einer spektakulären Beschleunigung des Anbauzyklus oder erheblichen Ertragssteigerungen.
Klimamanagement
Wichtig ist, dass die drei Klimafaktoren Licht, Temperatur und Feuchtigkeit sorgfältig kontrolliert werden. Die Lichtverteilung muss möglichst gleichmäßig sein, damit an Orten mit stärkerem Lichteinfall nicht doch noch Schäden entstehen können. Die beste Methode zur Gewährleistung einer gleichmäßigen Lichtverteilung ist die Anbringung eines diffusen Gewächshausdachs.
„Der zweite Faktor – die Temperatur – steht in klarem Zusammenhang mit der Lichtstärke", erklärt van Noort. „Wenn ein stärkerer Lichteinfall zugelassen wird, sind oft höhere Tagesdurchschnittstemperaturen möglich. Dabei gibt es allerdings große Unterschiede zwischen den Pflanzen. Manchmal kommt es bei höheren Temperaturen zu Blüte Verzögerung, beispielsweise bei Spathiphyllum oder Topfchrysanthemen.“
Ein infrarotabweisendes Coating wie ReduHeat oder ReduFuse IR kann zweifellos dazu beitragen, die Temperatur zu senken, ohne die Lichtstärke zu beeinträchtigen, meint er. „Bei sehr vielen Kulturen wird geschirmt, um die Temperatur zu senken, nicht, weil das Lichtniveau ein Problem ist. Wir haben die IR-Wirkung selbst nicht untersucht, aber ich würde es begrüßen, wenn auf diesem Gebiet mehr unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt würden, damit wir ein besseres Bild von den Möglichkeiten erhalten.“
Vernebelung
Der dritte Faktor, der Pflanzenschäden begünstigen kann – eine geringe Luftfeuchtigkeit – lässt sich durch Vernebelung bekämpfen. „Dann sollten aber Vernebler eingesetzt werden, die die Pflanzen nicht benetzen, auch wenn häufig und viel vernebelt werden muss“, meint er.
Ein stärkerer Lichteinfall erhöht natürlich das Risiko. Dann ist es sinnvoll, die Situation gut zu überwachen. Das ist mit den gängigen Pflanzensensoren möglich, die die Fluoreszenz messen, ein indirekter Hinweis auf die Fotosynthese. Die handelsüblichen Instrumente haben aber alle gewisse Nachteile. Derzeit werden neue Geräte entwickelt, die letztendlich Online-Messungen ermöglichen sollen, eventuell direkt an die Klimaregelung gekoppelt.