Mehr Licht ergibt bessere Qualität bei Phalaenopsis
Züchter von Phalaenopsis lassen derzeit mehr Licht zu. Das erfordert ein gutes Zusammenspiel von Energieschirmen, Beschichtungen und Luftfeuchtigkeit.
Mehr Licht führt zu mehr Fotosynthese und folglich mehr Wachstum, einer kürzeren Aufzuchtzeit, schnellerer Blattabspaltung, mehr Blütenzweigen und schnellerer Reifung. Zu viel Licht wirkt sich jedoch fatal aus, da es zu Fotoinhibition (zeitweiser Hemmung der Fotosynthese) oder sogar irreparablen Schäden an Blättern und Knospen führt. Früher gingen die Züchter darum auf Nummer sicher. Nach einer Zeit des Experimentierens mit viel höheren Lichtniveaus scheint sich nun ein neuer Zuchtstandard zu entwickeln, bei dem Beschichtungen eine wichtige Rolle spielen.
Lichtsumme
OK Plant in Naaldwijk hat das Lichtniveau in jeder Zuchtphase stark gesteigert, erzählt Pflanzenspezialist Leon Kouwenhoven. „In Aufzuchtphase 1 hatten wir früher eine tägliche Lichtsumme von 3,5 bis 4 mol/m², jetzt sind es 5,5 mol. In Aufzuchtphase 2 legen wir jetzt 7 mol zugrunde, in der Kühlphase 8 und bei der Nachzucht 8,5.“ Er nimmt Lichtmessungen im Gewächshaus vor und hält die Lichtsumme dabei für ein zuverlässiges Maß, vorausgesetzt, einige Bedingungen sind erfüllt. „Die Luftfeuchtigkeit muss auf dem erforderlichen Niveau gehalten werden. Man muss genau auf die Lichtpeaks achten, vor allem, wenn die Pflanzen den Winter gerade hinter sich haben und noch schwach sind. In dieser Zeit nimmt das Lichtniveau zu. Am Anfang schirmen wir das Zuviel an Licht mit dem Energietuch (LS10) und eventuell dem Schirmtuch ab“, berichtet er. In den letzten zwei Jahren hat er um Woche 8 herum ReduFuse aufgebracht, anschließend ReduSol um Woche 20, je nach den erwarteten Witterungsbedingungen.
Mehr Ruhe
Das Unternehmen züchtet kleine Phalaenopsis-Arten aus der Kolibri-Reihe. „Bei so kleinen Pflanzen ist das Verhältnis zwischen Pflanze, Topf und Zweiglänge noch wichtiger. Wenn der Zweig etwas zu lang ist, stimmt das Bild nicht mehr“, sagt er. „Mehr Licht ergibt eine kompaktere Pflanze, fleischigere Blätter, mehr Zweige und Knospen und eine schnellere Kultur. Wie gesagt: Wenn die Luftfeuchtigkeit auf dem richtigen Niveau gehalten wird. Sobald ReduFuse auf dem Dach aufgetragen ist, kehrt im Gewächshaus mehr Ruhe ein, aber während der Peaks ist noch immer ein Lichtschutz erforderlich. Auffällig ist, dass man dann beim Schutz vor Licht dank der diffusen Beschichtung keine Schattenbahnen mehr sieht. Das Licht dringt tiefer in die Pflanze ein und der Stress verringert sich.“ Das Unternehmen realisiert jetzt eine bessere Qualität als zuvor. Hier addieren sich höhere Lichtsumme, diffuses Licht und andere Zuchtfaktoren. „Aber es ist schwer, zu sagen, worin der Beitrag all dieser Faktoren besteht. Man muss immer wieder korrigieren“, sagt er.
Leon Kouwenhoven
Auf der Suche nach dem Optimum
Kulturberater René ’t Hoen von DLV Plant sieht mehr Züchter, die dasselbe Verfahren anwenden wie OK Plant: „Um Woche 8 herum ReduFuse auftragen und dann um den Muttertag ein Kreidemittel dazu. Anfang September entfernen ist das Übliche, aber manche machen das auch schon zwei Wochen eher.“ Auch die zugrunde gelegten Lichtsummen sind bei vielen Unternehmen mittlerweile gleich. „Wir haben eine Zeit hinter uns, in der es hieß ‚Mehr ist besser‘. Manche Unternehmen lagen bei der Nachzucht weit über 10 mol, aber die Frage ist, ob die Pflanze das auch nutzen kann. Auch der CAM-Charakter von Phalaenopsis muss berücksichtigt werden. Sie nehmen in der Tagesmitte kein CO2 auf“, sagt er. „Außerdem steht die Lichtverwendung über den Tag hinweg zur Diskussion. Am Ende des Tages ist die Lichtausbeute geringer als morgens. Also muss man morgens mehr Licht zulassen. Im Sommer ist das kein Problem, im Winter muss man das bei der Assimilationsbeleuchtung berücksichtigen.“ Durch neue Substrate kann feuchter kultiviert werden, was eine Wachstumssteigerung von 20-30 % ergibt. Dabei ist noch die Frage, ob die Lichtwerte wieder an das stärkere Wachstum angepasst werden müssen.
Lichtfarbe
Ein anderer Punkt ist die Lichtfarbe. Versuche mit LEDs haben ergeben, dass viel rotes Licht die Zweigbildung fördert, auch bei höheren Temperaturen. Man könnte von 19°C auf 21°C hochgehen, was Einsparungen bei der Kühlung ermöglicht. „Solche Ergebnisse werfen viele Fragen auf“, so ‘t Hoen. „Soll man jetzt also LEDs aufhängen, um mehr rotes Licht zu bekommen? Ich glaube eher nicht: Im Winter sorgt die Assimilationsbeleuchtung schon für viel rotes Licht. Außerdem sollte man gerade das dunkelrote Licht wegfiltern können. Das eröffnet Möglichkeiten für farbselektive Beschichtungen. Auf diesem Gebiet ist jedoch noch weitere Forschung nötig. Ich sehe auch Chancen für Produkte, die - in noch höherem Maße als jetzt - alle nicht-PAR-Licht zurückhalten.“ Bis es soweit ist, erscheint es ihm aber vernünftig, in der Kühlphase ReduFuse IR anzuwenden, da die Beschichtung Infrarotlicht abschirmt und damit das Verhältnis Rot/Dunkelrot verändert, was zu einer verbesserten Zweigbildung führt. Außerdem wärmt sich die Kühlabteilung dann weniger stark auf als bei normalem ReduFuse. Der Kulturberater sieht - trotz der Übereinstimmung in Bezug auf höhere Lichtniveaus - in der Praxis große Unterschiede beim Zuchtverfahren. Unternehmen mit einem Außenschirm verwenden nur ReduFuse; damit werden Schattenbahnen vermieden. Unternehmen ohne Außenschirm verwenden häufig eine diffuse Beschichtung im Frühling und ein Kreidemittel im Sommer. „Aber ich kenne auch Züchter, die den ganzen Sommer nur mit ReduFuse IR auskommen“, sagt er. „Bei einem niedrigen Gewächshaus geht das dann wieder nicht. Alles ist in der Entwicklung und es gibt keine Standardrezepte mehr.“